Mission Alb Teil 1

26.02.2024
Bad Herrenalb
Über das Projekt:
Die Alb ist ein 52 km langer Fluss, der im Schwarzwald entspringt und bei Karlsruhe in den Rhein mündet. Wenige Menschen werden sie kennen, es ist nicht gerade ein sehr bedeutender Fluss.
Seit 1,5 Jahren lebe ich in Karlsruhe. Kurz danach bin ich das erste mal mit dem Fahrrad an der Alb entlang gefahren. Es war schön am Ufer entlang zu fahren. Gefühlt war man weit weg von der Stadt, aber trotzdem mittendrin. Ich wusste in diesem Moment nichtmal, wie der Fluss heißt. Nichteinmal, dass überhaupt ein Fluss durch Karlsruhe fließt.
Mit der Zeit wurde ich immer vertrauter mit der Alb und den unzähligen Wegen entlang des Ufers, den Brücken, die sie überqueren und den Wiesen und Parks, die sie umgeben. Zahlreiche Läufe entlang und ein paar sonnige Tage in der Günther-Klotz-Anlage machten sie schnell zu einem beliebten Zufluchtsort.
Warum?
Trotz Alledem bekam ich das Gefühl, sie als selbstverständlich anzusehen. Wie vieles.
Ohne groß zu forschen entdeckte man mit der Zeit Neues. Sie entspringt irgendwo bei Bad Herrenalb im Schwarzwald. Sie passiert eine große Klosterruine bei Frauenalb. Es entstand eine gewisse Mystik. Und als man rausfand, dass sich das ganze in für uns "laufbarer" Distanz befand, pflanzte sich ein Gedanke in meinem Kopf.
Warum nicht etwas, das man im Alltag als Selbstverständlich ansieht, einmal aktiv wahrnehmen und erkunden?
Warum nicht die 52 km der Alb von der Quelle bis zur Mündung entlang laufen?
Warum laufen?
Warum nicht Wandern? Fahrrad fahren? Oder Auto? Oder Bahn? Laufen ist mein Hobby. Ich liebe es zu Fuß zu erkunden. Seitdem ich laufe, kenne ich mich in meiner Umgebung viel besser aus. Mir macht es Spaß neue Strecken zu finden, neue Orte zu erkunden und mit der Zeit meine gedankliche Karte zu erweitern.
Ich sehe es als ein Fortbewegungsmittel genau so wie die Oben-genannten. Nur, dass es, meiner Meinung nach, mehr als andere eine viel bewusstere und intesivere Wahrnehmung der Umgebung erlaubt. Die Suche nach körperlicher Herausforderung spielt bestimmt auch eine Rolle.
Am Ende ist es jedoch persönliche Präferenz. Ich bin mir sicher, dieses Abenteuer kann genau so gut auf andere Art und Weise erlebt werden.
Planung & Anreise:
Die Spontanität solcher Aktionen ist genau das, was es für mich ausmacht. Das Nicht-Wissen, was einen erwartet.
Deshalb ist die Planung, wie so oft, minimal ausgefallen. Quelle bei Google Maps finden. Nächste Haltestelle finden. Am nächsten Morgen einsteigen und los geht's. Ein paar Minuten schaute ich, ob es einen Wanderweg gibt, der mich von den Hauptstraßen fernhält. Auf die Schnelle habe ich jedoch nichts gefunden und die Idee auch wieder verworfen. Ich werde es schon schaffen einem Fluss zu folgen, dachte ich mir.
Morgens um 9 Uhr ging es mit der Bahn nach Bad Herrenalb. Von da fuhr ein Bus zur Haltestelle Gaistal Bernbacher Weg und von dort ging es zu Fuß etwa 2 km zur Quelle. Oder zumindest zu dem Hang, an dem die Alb irgendwo entspringt. Die Alb konnte ich erkennen, folgte ihr also auf dem nun unbefestigen Hang zu ihrem Ursprung. Dies stellte sich dann aber schwieriger heraus als gedacht. Ein, zwei oder dreiundzwanzig Schritte ins nasse Moos später hatte ich etwas, was einer Quelle ähnelt, lokalisiert und konnte den Lauf mit durchnässten Schuhen und Socken endlich beginnen.
Das grobe Ziel für diese erste Etappe waren die etwa 26 km bis nach Ettlingen. Ich hatte mir gesagt, dass ich so lange laufe, wie es Spaß macht und eventuell auch früher aufhören kann. In der Praxis aber wusste ich, dass, wenn ich mir Ettlingen als Ziel setze, ich auch unter fast alles Umständen nach Ettlingen laufen werde.
Der Lauf:
Quer durch die Nadelbäume und über nasses Moos und schlammigen Boden musste ich den steilen Hang, den ich mich hochgetraut hatte, auch wieder hinab. Unten angekommen erwartete mich dann endlich ein befestigter Weg. Ihm gefolgt, sah ich schnell die erste blaue Raute - ein Symbol, das man später häufiger noch sehen wird. Sie symbolisiert den Albtalweg. Ideal also für mein Unterfangen.
Auf dem ersten Schild, dem ich begegnete, sah ich "Ettlingen - 26,5 km". Eine stattliche Entfernung und ungefähr die Distanz, die ich am Abend zuvor bei meiner minimalen Vorbereitung geschätzt hatte.
Die ersten paar Kilometer gingen viel bergab, der kleine Fluss wurde immer mehr von rechts und links liegenden kleinen Bächen, die die Hänge heruntergeschossen kamen, gefüttert.
Ettlingen - 24,5 km
Der dichte Wald öffnete sich langsam zu einem größeren Tal, das eine weitläufigere Sicht auf den Fluss bot, der sich seinen Weg hinab suchte. Die ersten kleinen Gebäude oder Höfe trauten sich in die Nähe des Ufers.
Ettlingen - 19 km
Der erste Ort, den ich passierte war Bad Herrenalb. Auch durch dieses menschengemachte Fleckchen fand die Alb ihren Weg. Vorbei an Fachwerkhäusern und alten Klostern sowie modernen Gebäuden und Parks. Obwohl es bei weitem keine Metropole ist, fiel es mir schwer unter den vielen Einflüssen, auf die Wegmarkierungen zu achten. Vielleicht ein Sinnbild unseres Lebens.
Ettlingen - 17 km
Das Tal öffnete sich weiter und weiter, der Abstieg wurde sanfter, das Flussbett immer weiter und der Fluss langsamer und von weiten Wiesen umgeben. Ich passierte die Ruinen des Klosters bei Frauenalb. Ich hatte es vorher mal auf Bildern gesehen, erlaubte mir also eine kleine Detour, um mich persönlich davon zu überzeugen. Nett wars. Genau so wie der alte Grenzposten zwischen Baden und Württemberg.
Ettlingen - 13 km
Die Füße fingen an wehzutun. Nicht sicher, ob es die Sehnen war, oder einfach Blasen, die sich in den nassen Schuhe gebildet haben, lief ich etwas langsamer, bemühte mich aber nicht anzuhalten und im Rhythmus zu bleiben. Auch die Beine machten langsam schlapp. Und das greifbare Wasser war mittlerweile leer. Ich musste an meinen Rucksack. Das heißt stehenbleiben, kurz eine Pause machen. Wirklich nur die eine.
Ettlingen - 8 km
Die letzten Kilometer waren die schwersten seit Langem. Ich konzentrierte mich mehr und mehr auf mich. Geriet in eine Art Tunnelblick. Die Alb wurde langsam zum Nebenschauplatz der ganzen Geschichte. Doch pumpte sie mühelos weiter das Wasser bergab Richtung Norden. Ohne zu wissen wohin und wieso. Diese Unerbitterlichkeit. Das musste ich sein.
Ettlingen - 6,5 km
Als die restlichen Kilometer an einer Hand abzuzählen waren, ging es wieder bergauf. Auch wortwörtlich. Leider sparte sich der Weg seine Anstiege bis zum Ende auf. Da konnte ich jedoch kaum böse sein, schließlich ging fast der gesamte Weg bisher (aus offensichtlichen Gründen) bergab. Ich erreichte die ersten Industriegebäude am Stadtrand Ettlingens, die ich auf dem Hinweg aus der Bahn gesehen hatte. Ich überquerte einen Bahnübergang und erreichte das gelobte Land. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir gar keine Gedanken gemacht, wo in Ettlingen ich denn stoppen sollte. Als sich die Aussicht auf die Kirchtürme des Stadtzentrums öffnete, war diese Frage für mich beantwortet. Und an der St. Martinskirche beendete ich meinen Lauf nach 26,72 km.
Ettlingen - 0 km
Route
Teilnehmer:
- Nelson
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