Die mit dem Wolf tanzten

15.06.2025

Baden Baden

Nachts alleine im Schwarzwald - nicht ganz alleine!

Es war der 15.06.2025, als wir, die Abenteuerin und die beiden Abenteurer naiv und ohne Vorbereitung uns in den nördlichen Schwarzwald stürzten. Das vierte Rad am Wagen, Lucas, war leider kurzfristig ausgefallen.

Studium, Arbeit und weitere Projekte ließen uns keine Ruhe finden — ein Trip in die Natur sollte uns zurück zu unseren primalen Bedürfnissen und Erlebnissen bringen. Und was ist primaler als eine Nacht mit dem Wolf?

Aufbruch Richtung Baden-Baden

In Baden-Baden konnten wir den letzten Hauch von Zivilisation und Menschlichkeit spüren, bevor uns der Busfahrer hämisch lachend Richtung ahemerober Wildnis fuhr.

Die letzten Menschen hatten diesen unsäglichen Ort bereits verlassen, denn der Wolf hat ihn sich zurückgeholt. So liefen wir durch Ruinen, verlassene Hotels, die den einstigen Glanz der Gegend nur erahnen ließen. Im einstigen Prachthotel „Bühler Höher“ zeigten nur noch Artefakte längst vergangener Tage, welcher Prunk hier regierte.

Zeit, das Zeltlager zu errichten

Wir hörten Stimmen aus allen Richtungen. Waren hier wirklich andere Menschen oder spielte uns der Kopf bereits einen geschmacklosen Streich? Wir wussten es nicht, doch was jetzt wichtig war, war einen sicheren Schlafplatz zu finden. Wir realisierten erst bei Einbruch der Dämmerung, wir waren im Territorium eines wütenden Wolfsrüden.

Selbst die Kirche wollte uns kein Asyl mehr gewähren. Wie müssen sich Joseph und Maria gefühlt haben? Die Sonne warf ihr rotes Licht auf den Schwarzwald; für die meisten ein schönes Bild, für uns die eiskalte Erkenntnis: Die Zeit arbeitet gegen uns.

Vorboten der Bedrohung

Eine Herde bleicher Pfadfinder kam uns entgegen und stotterte nur von einem wilden Biest. Uns war klar, jetzt gibt es nur noch uns und ihn, den Wolf. Wie ein mittelalterlicher Bauherr suchten wir Schutz auf dem nächsten Gipfel, wo wir vom Turm aus den Feind kommen sehen konnten. Die Badener Höher sollte uns diesen Schutz bieten.

Gänzlich ausgehungert erreichten wir den Gipfel. Obwohl wir befürchteten, dass der Wolf vom Geruch unseres Mahls angezogen wird, brauchten wir Nahrung, um die Nacht zu überstehen. Es gab Linsen, des Wolfs ärgster Feind. Selbst Sabis selbst gebackenes Brot sollte ihn nicht locken.

Augen auf und durch

Schlaf gab es nur in Schichten. Zwei Augen sollten stets wach sein, doch am Ende bekam sowieso kaum jemand ein Auge zu, ohne in den eigenen Träumen das bittersüße Lächeln des Wolfes zu erkennen.

Es war ca. 04:30 Uhr, als der kalte Nebel uns aus den Träumen riss. Wir realisierten: Wir haben überlebt. Doch wir wussten auch, dass wir hier nicht länger bleiben konnten.

Der Weg zurück nach Baden-Baden schien verbraucht. Wir entschieden uns, im gegenüberliegenden familiären Murgtal Schutz zu suchen. Doch es sollte alles anders kommen.

Wie davonkommen?

Nachdem unser Lager abgebrochen war, marschierten wir gen Osten. Die geplante Route entpuppte sich als nahezu unpassierbarer Abstieg – mehrere unzählige Höhenkilometer mussten wir, ungesichert, den kalten Fels hinabsteigen. Der Wolf würde uns hier jedenfalls nicht lebendig reißen. Trotzdem war die Furcht unser treuster Begleiter.

Unser Frühstück vor dem spiegelglatten See konnten wir kaum genießen. Wir wussten nicht, dass sich pures Adrenalin so auf den Appetit auswirken kann.

Wir verließen den See und liefen Richtung Wald. Wir gehen rein. Wir spürten die Nähe des Wolfs, aber ließen uns nicht beirren.

Allmählich lichtete sich der Wald, als wir die ersten Schornsteine rauchen sahen. Wir hatten es geschafft; Forbach liegt vor unseren Füßen. Eine alte Frau rief uns etwas in einem unverständlichen Dialekt zu. Wir merkten, die Wildnis hatte uns verändert. Verstanden wir die Menschen nicht mehr oder war es der raue Ton der Schwarzwaldmenschen?

Zivilisation - wir gehen rein

Sie eilte Richtung Ortsmitte, wo sich mehr und mehr Menschen versammelten. Der Priester bellte ein Befehl zu einem primitiv wirkenden Mann, der den Kirchturm hinauf rannte und die Glocken läuten ließ. Wir merkten: Wir waren der Grund für das Ganze. Die Menschen im Ort brachten heißen Tee und Zwiebelsuppe und wickelten uns in schwere Decken. Ein Lamm wurde geschlachtet, um für unser Glück zu danken. Es gibt sie noch, die Menschlichkeit.

Mit aller Kraft hielten die Dorfbewohner einen Zug an, um uns mitzunehmen. Sie erklärten dem Lokführer von unserem Schicksal, welcher daraufhin versprach, uns bis zur Haustür zu fahren.

Impressionen


Teilnehmer:

  • Nelson
  • Justus
  • Sabi

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