Höllenritt und Geisterbahn
12.12.2023
Burgruine Guttenberg
"30km sind gar nicht so viel. Das schaffen wir locker an einem Tag mit Gepäck", versicherte der Optimist und versuchte damit vermutlich nur sich selbst zu überzeugen. Besonders mit Blick auf die vor Kurzem vereinbarte Waffenruhe (Laufpause) aus gesundheitlichen Gründen war dies wirklich optimistisch.
Burgruine Guttenberg sollte es werden. Ganz am östlichen Rand des Pfälzer Waldes nahe Bad Bergzabern oder genauer: Oberotterbach.
Der Plan war so simpel, wie er wahnsinnig war: Mit der Bahn von Karlsruhe nach Wörth (Rhein) und dann zu Fuß die ca. 30-35 km zur Burgruine wandern, dort übernachten und am nächsten Morgen mit Bus und Bahn zurück. Die Vorlesungen am Mittwoch mussten also weichen. Regnen sollte es auch. Naja...
Kurz in der Nacht davor Freiwillige aus dem Bett klingeln und fragen, ob sie nicht spontan am nächsten Morgen um 7 Uhr mitwollen. Überraschenderweise hat sich keiner gefunden. So mussten wir also zu zweit los und das beste draus machen.
Glücklicherweise bestand unser Team aus einer guten Mischung exzessiven Optimismus sowie hoffnungslosem Pessimismus. Wir waren zu zweit. Beides wurde jedoch stets mit viel Humor untermauert und wir sahen das Schöne in den kleinen Dingen. Der Dialekt der Leute die uns begegneten war eins davon. „Morje“ ist bis heute fester Bestandteil unseres Begrüßungsrepertoires.
Bildergalerie
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Erste Ruhepause Vom Bahnhof Badepark Wörth ging es erst entlang der Bahnstrecke Richtung Westen, ehe der Weg abknickt und durch tolle Wälder führt. Wir machen unsere erste Pause kurz hinter dem Kletterwald in Kandel.
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Abwechslungsreiche Umgebung Entlang des Bewässerungsgrabens haben wir auf der einen Seite brachliegende Felder und auf der anderen Seite teils Buchenwälder.
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Vegetation Zur Wetterseite hin ist diese Eiche mit Moos und Efeu bewachsen.
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Es beginnt zu regnen Das Wetter ist jahreszeitengerecht, Mitte Dezember ist der Niederschlag unausweichlich, den ersten kurzen Schauer verbringen wir an diesem kleinen Häuschen.
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Der Regen wird stärker Es gießt mittlerweile durchgehend, wir retten uns die letzten Meter ins nächste Dorf Freckenfeld und verweilen dort eine knappe halbe Stunde, um den größten Wassermassen zu entgehen.
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Über die Hügel Mittlerweile sind wir schon einige Meilen unterwegs, die Landschaft enthält mittlerweile einige Erhebungen.
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Befestigter Weg Zwischendurch finden wir auch mal wieder einen gut begehbaren Weg, sehr aufregend sind die flachen Hügel und Wiesen und Felder allerdings nicht.
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Unbefestigt Die weitere Strecke führt nun vermehrt über Felder, teilweise ist der lehmhaltige Boden derart matschig, dass wir mit sehr viel Morast an den Schuhen laufen, welches sich auch gewichtstechnisch bemerkbar macht.
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Das Ende ist nah In Oberotterbach, dem letzten Ort auf dem Weg zur Burgruine, machen wir noch einmal halt, ruhen uns kurz aus, denn mittlerweile sind wir schon knapp 30 km unterwegs. Und der finale Anstieg steht bevor. Etwa 6 km sollten es noch sein bis zur Ruine. An einer Pfälzer Hand abzählbar.
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Die Dunkelheit bricht ein Erschöpft, aber vorerst auch glücklich und erleichtert kommen wir oben an. Die vorgesehene Fläche für den Zeltplatz ist schnell gefunden, wir machen uns langsam an den Zeltaufbau in den zerstörten Mauern des alten Bergfrieds.
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Ohne Licht geht es nicht Natürlich sind wir mit Stirnlampen ausgestattet, ohne wäre es zu dieser Tageszeit im Winter auch unmöglich, das Lager aufzuschlagen.
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Die Ruhe vor dem Sturm Das Lager steht, wir ruhen einmal ein wenig, um später die Ravioli heiß zu machen zum Abendbrot und zur Stärkung für die Nacht. Wie sich herausstellt, wäre das sofortige Essen die bessere Wahl gewesen.
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Trotz minimalem Wetterschutz maximale Ungemütlichkeit Leicht blauäugig sind wir zu dieser Etappe aufgebrochen, die Wetterprognose war nicht gut und überraschenderweise wurde es auch nicht gut. Das Abendessen fiel wegen Regen aus, zusätzlich peitscht der Wind oben auf dem Berg der Ruine. Die eine Wand hilft gar nicht. Im nassen Schlafsack frierend wird nur versucht, die nächsten Stunden zu überstehen.
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Abbruch und Rückreise Gegen 4 Uhr ziehen wir die Reißleine, das hat alles so keinen Sinn mehr, wir bauen im Regen ab, die Stimmung ist endzeitmäßig und dennoch kommt der Spaß über diese blödsinnige Aktion nicht zu kurz. Völlig übermüdet und durchnässt laufen wir die 5km zurück ins nächste Dorf, den nassen Wald hinunter vorbei an diesen (herrlich geschnitzten und zahlreichen) Plagegeistern.
Kurz-Video
Route
Teilnehmer:
- Nelson
- Peter
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